Freitag, 6. September 2013

Wirklichkeit

Gut, also der Koffer gepackt und ich selbst schon zur Hälfte in Afrika. Das war Montag, der 02.09. Aber mich hielt noch der Wille, an der Bundestagswahl und an der Volksabstimmung Teilzunehmen. Weil es am Morgen regnete, nahm ich das Auto um zur entsprechenden Wahldienststelle zu gelangen, was sich als Fehler herausstellte. Im unübersichtlichen Berufsverkehr mit auf der Straße parkenden Autos setzte ich unseren Zafira gegen das Heck meines Vorfahrers. Dabei entstand kein großer Schaden, lediglich eine eingedellte Stoßstange, aber ich bekam einen großen Schrecken und nebenbei die Erfahrung meines ersten Unfalls. Ich wurde aus meinen Gedanken an Afrika gerissen. Als ich dann auch noch von meinem Mobilfunkanbieter gesagt bekam, dass ich meinen Vertrag nicht für ein Jahr aussetzen könne, nahm der Tag eine gänzlich komische Wendung und holte mich zurück in die Wirklichkeit.
Meine Familie und Verstärkung von Malte aus der Handballmannschaft brachte mich zum Flughafen, wo ich Glück hatte und mit einem viel zu schweren Handgepäckkoffer Losreisen durfte.
Sehr viele nette Abschieds-sms und Emails, auch kleine Briefe erreichten mich in den letzten Tagen, so dass ich insgeheim schon traurig wurde, für ein Jahr gehen zu müssen. An sich war das Losreisen aber prima, alle wurden noch einmal umarmt und keiner musste weinen. Leider traf ich zwei meiner mit-Freiwilligen erst in Dubai obwohl sie im gleichen Flieger saßen. Mit noch mehr Freiwilligen die aus Frankfurt eintrafen hatten wir Mitten in der Nacht eine nette Runde die auf den Flieger nach Capetown wartete. Alles verlief glatt und am 03.09. um die Mittagsstunde hatte ich Südafrikanischen Boden unter den Füßen! Ein anderes Land, weit weg, das ist jetzt Wirklichkeit für mich. Außerdem hier die Nachricht: ich komme tatsächlich in eine Gastfamilie ins Township, wahrscheinlich zu einer Lehrerfamilie wo ein Elternteil in der Zenzeleni-School arbeitet. Am Montag werde ich dorthin ziehen!
Heute ging es zum Centre for Creative Education, wir bekamen dort eine nette Einführung und trafen die anderen inzwischen auch gelandeten bekannten Freiwilligen. Das ganze machte Spaß, zumal wir danach noch in die Stadt fuhren. Bahn fahren war klasse, die Stadt konnte ich nicht so richtig sehen, weil ein paar schon wieder los wollten. Jetzt sitze ich hier auf meinem Bett und atme wie wild ein und aus, weil ich unbedingt Chakalaka-Soße zu den Nudeln probieren wollte. Mein gesamtes Gesicht ist von feinen Schweißperlen übersät, den Chili-Schoten sei Dank. Ich bin aber trotzdem gespannt auf die kommenden Tage!