Mittwoch, 15. Januar 2014

Nelson Rolihlahla Mandela


„Ich habe gegen die weiße Vorherrschaft gekämpft, und ich habe gegen die schwarze Vorherrschaft gekämpft. Mein treuestes Ideal ist eine freie und demokratische Gesellschaft, in der alle in Harmonie mit gleichen Chancen leben können. Ich hoffe lange genug zu leben, um dies zu erreichen. Doch wenn dies notwendig ist, ist dies ein Ideal, für das ich zu streben bereit bin.“
- Mandela 1964 bei seiner Verteidigungsrede im Rivonia-Prozess -





Als ich nach etwas wenig Schlaf meine Augen öffnete und auch meine Ohren wieder täuschungslos funktionierten merkte ich, dass der Fernseher lief. Noch im Bett liegend griff ich nach meinem Telephon und sah eine Email von meinem Vater, versehen mit der Nachricht von Mandelas Tod. Der Fernseher bestätigte mir die Nachricht.

Absehbar, aber trotzdem überrumpelnd war das Dahinscheiden von Mandela. Ich hatte mir etwas großes vorgestellt, was an diesem Tag passiert.

Eine riesige Trauer, vielleicht ein ruhendes Capetown, eigentlich hatte ich mir gedacht, dass im ganzen Land nichts so richtig läuft.

Ich weiß auch nicht genau wie das ausgesehen hätte, aber ich dachte das Land würde für einen bestimmten Zeitraum den Atem anhalten. Nichts dergleichen.

Ich setzte mich einmal kurz aufs Sofa, dachte an den Mann über den ich eigentlich kaum etwas wusste, denn außer dass er Südafrika aus der Apartheid geleitet hatte, - er war zumindest das Gesicht dieser Befreiung - und dass er sehr lange (mehr als ein Viertel seines Lebens) im Gefängnis gesessen hatte, wusste ich wenig. Außerdem: nach einer Ewigkeit grundlos eingesperrt aus dem Gefängnis heraus zu spazieren und keine Rachegedanken zu hegen, Respekt.

Dann schob ich mir meine Zahnbürste in den Mund, putzte die Zähne, packte meine Schulsachen, aß noch schnell etwas und ging die Straße hinauf zum Lookout-hill. Die kurze Wartezeit am Straßenrand ließ mich feststellen: Menschen waren am Sport machen, riefen einander zu, gingen in kleinen Gruppen an mir vorbei, Autofahrer waren überall, so viele und so bescheuert wie eh und je. Kein stilles Capetown geschweige denn eine stille Nation. Jeder ging seiner Wege.

Die Zeitungen druckten zwar von der ersten bis zur letzten Seite nur Artikel von Mandela, und im Fernsehen wurde immer wieder auf jedem Sender Mandelas Leben zusammen gefasst, aber das war auch das Mindeste. Als ich am Nachmittag in der Innenstadt war, fand eine Trauerfeier auf dem Platz vor dem Rathaus statt.

Das Land brauchte eine Zeit lang um zu begreifen, was passiert war. Denn als ich eine Woche später losfuhr auf meinen Roadtrip durch das Land, sah man überall Schilder am Straßenrand hängen: „hamba kakuhle Madiba“ (geh in Frieden, Mandela) jeder Ort, war er auch noch so klein, hatte einen eigenen Abschiedsgruß an Mandela. Um alle dieser Wünsche an den verstorbenen Freiheitskämpfer zu lesen, war der Roadtrip genau richtig. Den Einwohnern Südafrikas war Mandela wohl doch wichtiger als es erst aussah. Ich versuchte noch eine Karte zu bekommen für die große Gedenkfeier im Greenpoint Stadium von Capetown, aber die waren schon am ersten Tag komplett ausverkauft, in jeder größeren Stadt. Schade, dort wäre ich gerne gewesen.


Auf unserem Weg ins Easterncape, wo auch Mandela geboren wurde fand in Johannesburg die größte Versammlung von Staatsoberhäuptern statt, die es je gegeben hatte. Mandela bedeutete der ganzen Welt viel, schon zu Lebenszeiten wurden ihm Denkmäler gebaut und Straßen, öffentliche Gebäude und Plätze nach ihm benannt. Mandela wurde zehn Tage später gar nicht weit von uns im Easterncape in seinem Heimatdorf Qunu begraben.

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